Brief von Professor Frank Dammasch

Lieber Hans,

Du warst und bist für mich spätestens nach dem gemeinsamen ADHS- Buchprojekt die wichtigste kinderanalytische Inspirationsquelle. Dein herausragendes fachliches und klinisches Wissen getragen durch Dein persönliches Engagement hat vielen analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten dabei geholfen, Ihre eigene analytische Identität zu entwickeln. Darüber hinaus hat mich vor allem Dein politisches Engagement gegen die Pharmaindustrie und für die hyperaktiven Jungens begeistert und auch mir die Kraft gegeben, an allen Ecken und Enden auch unseren gemeinsamen Standpunkt zu vertreten. So sind wir ja schon vor vielen Jahren zu Brüdern im Geiste geworden.
Neben Deiner hohen fachlich-klinischen Reputation, die sich in den vielen Fachbüchern ausdrückt, ist es vor allem auch Dein unermüdliches Engagement, den Weg der Psychoanalyse zu den „normalen" Menschen zu suchen und zu finden, das ich immer bewundert habe. Deine sensationelles Falldarstellungs-Buch Abgründe genauso wie Deine Kinder und Eltern Bücher im Mabuse-Verlage haben den Weg auch zu den nicht- psychoanalytischen Menschen gefunden und dadurch viel dazu beigetragen, psychoanalytisches Verstehen zu den Eltern und in die interessierte Gesellschaft zu tragen. Meine Studenten und Studentinnen waren neben Deinen mit Evelyn Heinemann herausgegebenen Band über Psychische Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen vor allem von Deinem neuen Fallbuch beeindruckt. Die vielen hundert Studierenden haben nicht nur wesentlich zur Erhöhung der Auflagen des Buches beigetragen, sondern der eine oder andere hat auch dadurch den Weg zur schwierigen, teueren aber erfüllenden AKJP-Ausbildung gefunden. Obwohl Du bei Deinen öffentlichen Auftritten neben viel Zuspruch auch immer wieder Kränkungen erfahren musstest, ist Deine Stimme der Vernunft kontinuierlich zum Glück nicht so leise gewesen, wie Freud meinte, sondern vor allem unerschütterlich aktiv geblieben. Du bist ein wichtiger, nein, der wichtigste öffentlich wirksamste Mahner und Verbreiter unserer kinderanalytischer Gedanken, der auch vor der Kontroverse mit dem immer komisch werdenden Zeitgeist nie zurück geschreckt ist. Dafür danke ich Dir persönlich sehr herzlich.

Professor Frank Dammasch, Frankfurt am Main